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TEDDY (2020)


TEDDY (2020) Ludovic und Zoran Boukherma

Teddy ist der Inbegriff eines Außenseiters. Er lebt in einer Kleinstadt, in der niemand ein gutes Haar an ihm lassen will. Er arbeitet als Masseur und kann nur knapp den sexuellen Übergriffen seiner Chefin entkommen. Seine „Familie“ ist eine psychotische Katastrophe. Dennoch träumt Teddy von einer glücklichen Zukunft mit seiner Freundin Rebecca. Doch als er nachts im Wald von einem Tier angefallen und gebissen wird, verwandelt sich sein ohnehin desolates Leben endgültig in einen Albtraum.


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Ich habe beim diesjährigen SLASH Filmfestival sehr viele Filme gesehen. TEDDY ist definitiv nicht der beste dieser Filme, aber er hat mich extrem berührt. Die Liebe, um die es in diesem Film geht ebenso, wie die Liebe, mit der dieser Film gemacht wurde. Denn das spürt man. In diesem Film mag hektoliterweise Kunstblut durch die Gegend spritzen, aber angetrieben wird das Projekt vom Herzblut authentischer und wahrscheinlich auch fanatischer Horrorliebhaber. Ja, die Zwillingsbrüder Ludovic und Zoran Boukherma haben mit ihrer Videobotschaft, die beim Festival vor dem Film gezeigt wurde, mein Herz erobert. Sie erzählen davon, wie sehr sie die Filme der 1980er Jahre verehren und dass sie große Stephen King Fans sind. Und dass sie Bestien lieben. Vor allem Werwölfe.

Demnach ist es wenig überraschend, dass ihr Spielfilmdebüt TEDDY, das übrigens auch in Cannes zu sehen war, die Geschichte eines Werwolfs erzählt. Manches mag ungehobelt, unpräzise und vielleicht sogar etwas zu stürmisch wirken … aber das ist wundervoll erfrischend. Wenn gleich zu Beginn ein Patzen Kunstblut recht unmotiviert gegen eine Fensterscheibe geschleudert wird, möchte man am liebsten loslachen. Allerdings nicht, weil es peinlich wäre oder gar lächerlich. Man will lachen, weil es einfach derb liebenswert rüberkommt. Zu lachen gibt es in TEDDY generell viel. Das hat vor allem damit zu tun, dass man sich sehr schnell zum ungehobelten Rebellen, der die Dorfidylle stört, hingezogen fühlt. Tatsächlich lachen wir mit ihm und auf gar keinen Fall über ihn. Wir erfahren zu viele sympathische und sensible Details über Teddy, um ihn lächerlich zu finden. Wir latschen neben ihm her, wie der beste Freund, den er im Film nicht hat, und erfreuen uns an seinen Geschmacklosigkeiten, die gezielt das Establishment untergraben. Dass diese Identifikation gelingt, liegt natürlich vor allem daran, dass Hauptdarsteller Anthony Bajon so authentisch rüberkommt, dass man sich seiner Darstellung einfach nicht entziehen kann. Ich habe ja das Gefühl, er wurde perfekt gecastet. Er spielt Teddy nicht, er lebt ihn.

TEDDY wirkt irgendwie herrlich unbeschwert, dennoch spürt man von Anfang an, dass hier eine emotionale Fallhöhe aufgebaut wird und dass es dabei weniger um die Verwandlung zum Werwolf als um die Stigmatisierung als Außenseiter geht. Die Sozialkritik mag vordergründig wirken und nicht verstörend subtil, aber es ist bemerkenswert, dass die Regisseure es geschafft haben, einen so unprätentiösen Blick auf die Mechanismen unseres Mit- und vor allem auch Gegeneinanders zu werfen. Teddy ist mit Anfang zwanzig zu alt für eine Coming-of-Age-Geschichte, aber es ist auch mehr die Gesellschaft, die überwunden werden müsste. Das ist bitter. Und Teddy selbst ist süß. Der Film ist demnach so etwas wie Zartbitter-Schokolade. Nicht für jeden geeignet, aber für Kenner gewiss eine Bereicherung.





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Some things may seem uncouth, imprecise and maybe even a bit too stormy ... but that is wonderfully refreshing. When right at the beginning a patch of fake blood is hurled quite unmotivated against a window pane, one would like to laugh out loud. However, not because it would be embarrassing or even ridiculous. You want to laugh because it simply comes across as endearing. In general, there is a lot to laugh about in TEDDY. This has mainly to do with the fact that you very quickly feel drawn to the uncouth rebel who disturbs the village idyll. In fact, we laugh with him and definitely not at him. We learn too many sympathetic and sensitive details about Teddy to find him ridiculous. We walk alongside him, like the best friend he doesn't have in the film, delighting in his tastelessness as he purposefully undermines the establishment.



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