REMINISCENCE (2021)
REMINISCENCE (2021) Regie: Lisa Joy
Der Krieg ist vorüber. Miami wird von Wassermassen bedroht. Das Leben findet weitgehend nachts statt, weil die Tage zu heiß geworden sind. In einer desillusionierten Welt verdient Nick Bannister sein Geld damit, dass er den Menschen das gibt, wonach sie sich sehnen. Nicht nur eine blasse Erinnerung, sondern ein echtes Erleben der Vergangenheit. Doch seine eigene Geschichte verändert sich nachdrücklich, als er der geheimnisvollen Mae begegnet.
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Ich stolpere mit Vorliebe Hals über Kopf absolut uninformiert in Filme hinein. Bevor ich einen Film genieße, will ich so wenig wie möglich darüber wissen. Oft sind es kleine Details, die mich vorweg neugierig werden lassen und ins Kino treiben. Bei REMINISCENCE ist es tatsächlich dieses in bizarr düsteren Neonfarben gehaltene Filmplakat gewesen, das mich vom ersten Augenblick an nahezu magisch angezogen hat. Ich kann nicht genau sagen, was mich dazu gebracht hat, einen intellektuell anspruchsvollen Film zu erwarten, aber ich muss leider feststellen, dass diese Erwartung absolut nicht erfüllt wurde. Gerade dann, wenn die Gehirnwindungen warmlaufen und man beginnt, Rätsel zu entwirren, liegt die Handlung auch schon gnadenlos aufgeblättert vor einem und zurück bleibt ein verwundertes: Was? Das war es? Dieser ganze optische Lärm für so wenig Substanz?
Vielleicht liegt das tatsächlich daran, dass immer behauptet wird, man könnte nicht gleichzeitig eine anspruchsvolle Geschichte vermitteln und diese dann auch noch auf komplexe Weise erzählen. Wenn man gemächlich den cineastischen Massenstrom entlanggondeln will, mag dieser Grundsatz sogar seine Berechtigung haben. REMINISCENCEgibt sich aber nahezu schon abstoßend seicht. Die grundlegend spannende Idee hätte sich deutlich mehr Tiefgang verdient, aber Regisseurin und Drehbuchautorin Lisa Joy verschreibt sich in erster Linie dem Gebot, ihr Publikum nicht zu überfordern.
Dass die Gesellschaftskritik und die erschreckend realistische Dystopie am Rande der Erzählung dahinplätschern und man keinerlei essenzielle Informationen erhält, kann man vielleicht sogar als Kunstkniff werten. Wenigstens wird hier elementares Unbehagen geschürt und man wird nicht geschulmeistert und mit dem brechtschen Zeigefinger niedergeknüppelt.
Ich bin generell kein großer Hugh Jackman Fan und in dieser Rolle überzeugt er mich ebenfalls nicht. Auch Rebecca Ferguson bleibt als mysteriöse Femme fatale so stereotyp, dass ihr Leid und ihre Verführungskünste manchmal unfreiwillig komisch anmuten. Aber am Ende hat mich der Film dennoch zu Tränen gerührt und das hat mich tatsächlich verwundert, da mich das Erzählte und die Figuren eigentlich kalt gelassen haben.
Der Film hat wirklich Potenzial, bleibt aber deutlich hinter dem zurück, was er sein könnte, denn unterm Strich ist REMINISCENCE bloß eine (zumindest phasenweise) optisch betörende, aber inhaltlich entbehrliche Liebesgeschichte in einem durchaus ansprechenden Neon-Noir-Gewand.
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Just when your brain is warming up and you start to unravel puzzles, the plot is already mercilessly unfolded in front of you and you are left with an astonished: What? That was it? All this visual noise for so little substance?
Maybe it's really because it's always claimed that you can't convey a sophisticated story and then tell it in a complex way at the same time. If you want to leisurely cruise along the cinematic mainstream, this principle may even have its justification. REMINISCENCE, however, is almost repulsively shallow. The fundamentally exciting idea would have deserved a lot more depth, but director and screenwriter Lisa Joy is primarily committed to not overtaxing her audience.
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