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ANONYMOUS ANIMALS (2020)

ANONYMOUS ANIMALS (2020) Regie: Baptiste Rouveure


Menschen werden entführt. Misshandelt. Es gibt Szenen, keine Handlung. Dafür aber eine Botschaft. ***** Ich habe mich wahnsinnig auf diesen Film gefreut, weil ich jeden künstlerischen Ansatz zu huldigen weiß, der mit Rezeptionsgewohnheiten bricht und Erwartungshorizonte überstrapaziert. Rouveures Film ist mutig. Sogar verdammt mutig. Wer es in der heutigen Popcornkinowelt wagt, einen dialogfreien Film auf die Zuschauer*innen loszulassen, der hat meinen Respekt verdient. Dass ANONYMOUS ANIMALS dazu noch das Narrativ aufbricht und uns keine Geschichte bietet, die uns durch die teilweise extrem eindrucksvollen und niederschmetternden Bilder führt, ist gleichmal noch außergewöhnlicher. Leider ist er sehr bald da. Der brechtsche Zeigefinger. Bin ich eben noch überrascht und aus meiner Komfortzone hinausgetreten, so bin ich kurz darauf am Augenrollen. Bei einem Film, der von den oben genannten Prämissen ausgeht, erwarte ich ein konsequentes Kunstverständnis. Das bekomme ich auch. Ansatzweise. Was ich nämlich, meines subjektiven Empfindens nach, vorrangig bekomme, ist ein Schul- und Aufklärungsvideo einer emotional doch recht distanziert wirkenden Tierbefreiungsfront. Da! Meine Botschaft! Mitten rein in die Fresse! Böse und schön. Das mag ich. Lieber mag ich es, wenn man mir (dramaturgisch) noch etwas mehr als das gibt. Die oftmals extrem kurzen Szenen flirren wie ein halbmotiviertes Stroboskoplicht über die Leinwand meines schlechten Gewissens, schaffen es aber nicht, mich tatsächlich und nachdrücklich zu involvieren. Ich muss nicht erst lernen, was Rouveure mir erzählt. Das weiß ich. Das verstehe ich. Wenn ich mir diesen Film ansehe, dann will ich aber weit mehr als nur wissen und verstehen. Dann will ich es fühlen. Aber vielleicht ist diese Distanziertheit auch genau die Stärke. Vielleicht ist sie der ersehnte Kunstkniff. Ich denke dennoch, dass das bewusst Reduzierte eingeschlagen hätte wie eine Bombe, wenn man näher rangegangen wäre. In den Sequenzen, in der Dramaturgie, in der Emotion. Und ja, wenn schon mutig, dann gleich noch etwas mutiger. Ich will hier nicht Blut predigen, aber für mich ist ANONYMOUS ANIMALS kein Film, wo noble Zurückhaltung gefragt ist. Und schlussendlich drängt Rouveure mir seine Botschaft auf, hält sich aber mit seinem nonverbalen Vokabular viel zu sehr zurück. Anschauen, eigene Meinung bilden, Botschaft sacken lassen! *****



The often extremely short scenes flicker across the screen of my guilty conscience like a half-motivated strobe light, but fail to actually and emphatically engage me. I don't have to learn what Rouveure tells me first. I know that. I understand that. But when I watch this film, I want much more. Then I want to feel it. But maybe this detachment is exactly its strength. Maybe it is the longed-for art trick. Nevertheless, I think that the deliberately reduced would have hit like a bomb if one had gone closer. In the sequences, in the dramaturgy, in the emotion. And yes, if it's already courageous, then it should be even more courageous. I don't want to preach blood, but for me ANONYMOUS ANIMALS is not a film where noble restraint is called for. And finally, Rouveure imposes its message on me, but holds back far too much with its nonverbal vocabulary.




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