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RED SCREENING (2020)

RED SCREENING (2020)

Regie: Maximiliano Contenti

Montevideo, 1993.

Anna ist nicht nur eine eifrige Studentin, sondern auch eine liebevolle Tochter. Deshalb übernimmt sie in einer regnerischen Nacht den Job ihres Vaters und wird zur Filmvorführerin. Was sie zu diesem Zeitpunkt nicht ahnen kann, ist, dass nicht bloß auf der Leinwand ein grausames Monster sein Unwesen treibt, sondern auch ein Killer auf der Suche nach Opfern durch den Kinosaal schleicht.


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Sobald man anfängt, über RED SCREENING nachzudenken, ist man versucht, einfach die gesamte Intermedialität des Films herunterzuspulen wie ein neurotisches Filmlexikon, dem ein Schnabel gewachsen ist. Und genaugenommen liegt man mit dieser Vorgehensweise gar nicht so weit daneben, denn das ist es eigentlich auch, was Contenti selbst macht: Er reiht Hommage an Hommage an Hommage, bis aus dem charmanten uruguayischen Horrorstreifen eine Billigkopie eines Achtzigerjahre-Giallos wird. Ein mit einer zwanghaften Metaebene versehener Kino-Killer-Film, der wie ein abgetretener und versiffter Slasher-Fleckerlteppich daherkommt. Ein bizarres Best-Of-Dario-Argento-Mosaik, das zwar oberflächlich betrachtet ansehnlich, aber leider weder wirklich originell noch überzeugend ist.

Die plakativen und häufig tiefroten Bilder lassen einen wohlwollend brummen, das Wiedererkennen einzelner Fragmente ist (leider nur eine begrenzte Zeit lang) unterhaltsam und die Morde sind nicht nur ästhetisch zufriedenstellend, sondern auch handwerklich solide umgesetzt. Die altmodischen Effekte erzeugen ein anheimelndes Gefühl in der Brust und es geht einem förmlich das verräterische Nerd-Herz auf. Aber dann wartet man, ob da vielleicht noch etwas darüber hinaus kommt. Und man wartet und man wartet und man wartet. Natürlich ist es spaßig, diesen herrlich trashigen Horrorfilm im Horrorfilm zu beäugen (Wortspiel!) und es ist gleich noch viel spaßiger, wenn man weiß, dass der stumme und stupide Killer aus RED SCREENING der Regisseur von FRANKENSTEIN- DAY OF THE BEAST (2011) ist. Und das ist eben jener Film, der in dieser tödlichen und verregneten Nacht im Kino gezeigt wird. Eine Horror-Inception, die durchaus gelungen ist, … aber das war es dann auch schon. Dario Argento selbst ist vor allem für seine schönen Morde berühmt berüchtigt, aber seine cineastischen Kreationen sind so viel mehr als ein Killer mit schwarzen Handschuhen und eine schöne Leich (wie man in Wien sagen würde). In RED SCREENING hingegen weiß man gar nicht wohin mit seinen aufgestauten Sympathien und Emotionen. Wenn es schon nichts zu analysieren und hinterfragen gibt, will man wenigstens Herzchen verteilen und entsprechend mitfiebern, aber keine der handelnden Personen taugt als Identifikationsfigur. So sitzt man da und denkt sich: Schöner Mord, schöner Mord, schöner Mord … aber nicht annähernd so schön wie bei Dario Argento. Und das reicht gerade mal für einen kurzweiligen Filmeabend, den man mit einem Schmunzeln und einem „Na ja, eh“ abschließen kann, um den Film gleich darauf wieder zu vergessen.

Nett, ambitioniert, garantiert ein Liebhaberprojekt … aber nichts, was man als Horrorfan auf Dauer lieben könnte.

Und ja, ich habe tatsächlich nett gesagt. Und ja, ich meine es auch so. Leider.





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As soon as one starts thinking about RED SCREENING, one is tempted to simply reel off the entire intermediality of the film like a neurotic film lexicon. And strictly speaking, you're not that far off the mark with this approach, because that's actually what Contenti does: he strings together homage after homage after homage until the charming Uruguayan horror flick becomes a cheap copy of an eighties-giallo. A cinematic killer film with an obsessive meta-layer, it comes across like a worn and filthy slasher rug. A bizarre best-of Dario Argento mosaic that is respectable on the surface, but unfortunately neither truly original nor convincing.




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